Wandern gegen Stress
Stell dir vor, du bist auf einem weißen Sandstrand, auf einer bunten Blumenwiese oder in einer saftig grünen Berglandschaft. Die Chancen stehen gut, dass du dich schon jetzt entspannter fühlst. Es ist seit langem bekannt, dass die Natur die innere Ruhe und den Stressabbau fördern kann und Wanderungen in der Natur gut für das gesamte Wohlbefinden sind.
Konkret belegt wurde dies durch eine in der Zeitschrift Ecopsychology veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2014. Dabei gingen britische Wissenschaftler der Frage nach, inwieweit in der Gruppe unternommene Naturwanderungen dazu beitragen, Stress und Depressionen zu verringern und das seelische Wohlbefinden zu steigern.
Intensive Forschung
Zur Überprüfung ihrer Hypothese zogen die Wissenschaftler Daten von mehr als 1.500 Teilnehmern des nationalen englischen Wanderprogramms für Gruppen namens „Walking for Health“ heran, für das sich insgesamt 70.000 Menschen zu bis zu 3.400 Gruppenwanderungen pro Woche zusammenfanden. Unterschieden wurde sodann zwischen Nicht-Gruppen-Wanderern – Menschen, die sich keinen Gruppenwanderungen anschlossen – und Natur-Gruppen-Wanderern, die wöchentlich an mindestens zwei Wanderungen in natürlicher Umgebung, etwa durch Felder, städtische Grünflächen oder an der Küste entlang, teilnahmen. Um den Erfolg des Programms bestimmen zu können, wurde jeder Nicht-Gruppen-Wanderer einem Natur-Gruppen-Wanderer mit gleichen demografischen Daten und gleichem Gesundheitszustand zugeordnet und mit ihm verglichen.
Weniger Depressionen und Stressempfinden
Die Forschungsergebnisse zeigten, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Gruppenwanderungen in der Natur und einer Reduzierung von Depressionen und Stressempfinden sowie einem größeren seelischen Wohlbefinden gibt. Diese Zufriedenheit war noch stärker bei denjenigen ausgeprägt, die außerhalb des Gruppenprogramms zusätzliche Wanderungen in der Natur unternahmen. Allerdings war die Dauer der Wanderungen irrelevant. Das heißt, dass schon ein paar Minuten Spazierengehen durch die Natur ausreichen könnten, schlechte Laune in gute zu verwandeln – solange die Spaziergänge möglichst häufig unternommen werden.
Die Natur genießen!
Wanderungen in der Natur tragen nicht nur dazu bei, die Auswirkungen der modernen Lebensweise auf das Stressempfinden abzumildern, sondern sind gleichzeitig ein bequemes, günstiges und risikoarmes Mittel zur nachweislichen Linderung von Depressionen. Dafür eignet sich jede natürliche Umgebung, egal ob es sich um eine Küsten- oder Waldlandschaft oder um eine Allee in der Stadt handelt. Um den größten Erfolg zu erzielen, sollte man so häufig wie möglich wandern gehen, auch wenn es nur kurz ist. Und am besten nimmt man einen Freund mit (oder mehrere!) – dann wird’s geselliger. Diverse Forscher fanden heraus, dass Menschen eher bereit sind, zusammen mit anderen wandern zu gehen, und dass sie Wanderungen in einer Gruppe mehr genießen als allein unternommene. Stress kann alle Aspekte der Gesundheit negativ beeinflussen, und Wanderungen durch die Natur in einer Gruppe von Freunden können eine gute Möglichkeit sein, sich positiv zu entspannen.
Verbesserte Gedächtnisleistung
Doch das ist noch nicht alles: Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Wanderungen in der Natur nicht nur zu einem größeren Wohlbefinden beitragen, sondern den Menschen auch geistig in Schwung bringen. So verbesserte sich laut einer Studie der University of Michigan die Gedächtnisleistung der Teilnehmer nach einem Spaziergang in einem mit Bäumen gesäumten Park signifikant. In einem weiteren Experiment erzielten die Testpersonen durch den bloßen Anblick von Naturbildern eine um 22 % höhere Punktzahl, während diejenigen, die sich Bilder von Städten anschauten, um 13 % schlechter abschnitten.